April 2013 besuchte ich auf meiner #TOURNRW das Burgdorf Stromberg. Die alte Titularstadt Stromberg mit ihren rund 5.000 Einwohnern ist beliebter Ausflugsort für Touristen und Wallfahrer.
Elegant und majestätisch erhebt sich die 1344 geweihte Hl. Kreuz-Kirche über dem Burghof und ist eines der bedeutsamsten Bauten der Hochgotik in ganz Westfalen. Das kostbarste Stück der Innenausstattung ist das Heilige Kreuz. Drei Mal wurde das Stromberger Kreuz geraubt, schwer beschädigt und fast zerstört. Wunderbarerweise wurde es immer wieder aufgefunden und ist noch heute das Herzstück der 800-jährigen Geschichte der Stromberger Wallfahrt.
Vor den Stufen der Wallfahrtskirche spielen seit 1925 die Schauspieler der Stromberger Burgbühne heitere und besinnliche Stücke: Laienschauspiel profihaft inszeniert!
Kurz zur Geschichte von Stromberg:
„So markant auch Stromberg bei Oelde als östlichster Ausläufer der Beckumer Hügelkette heute in Erscheinung tritt, man wird wohl davon ausgehen müssen, dass er nicht – wie vielfach angenommen – in karolingische Zeit zurückreicht, sondern erst im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Zeit des Investiturstreits 1070 – 1125 als strategischer Ort für eine Verteidigung entdeckt und mit einer Burganlage versehen wurde.“
Die häufige Stromberger Berufung auf Kaiser Karl den Großen, der sogar in ihrem Burgwappen Eingang fand, hatte der Warendorfer Landeshistoriker Prof. Dr. Paul Leidinger in der Festschrift „800 Jahre Wallfahrt und Stromberger Geschichte“ eine Absage erteilt.
Entsprechend seiner These setzt demnach die nachvollziehbare Stromberger Burg- und Ortsgeschichte mit Beginn des 11. Jahrhunderts ein.
Den hochadeligen Burggrafen waren bis zu 22 Burgmänner unterstellt – unter ihnen so angesehene Geschlechter wie die von Oer, von Nagel, von Mallinckrodt. Sie waren mit einer Vielzahl von Sonderrechten ausgestattet und zogen aus dem Eigenbesitz der Ländereien ringsum ihren Nutzen.
Aus dem Nebel bloßer Vermutungen treten die Stromberger Burggrafen gegen Ende des 12. Jahrhunderts heraus, als Othalrich in einer Lehensurkunde des Bischofs von Münster erstmals erschien. Mit ihm beginnt denn auch der lückenlose Stammbaum der Burggrafen. Dabei boten die Stromberger im Allgemeinen das übliche Bild damaliger Rittersippen mit militärischer oder politischer Mitbeteiligung an den Ränken und Fehden der Mächtigen, mit Raufhändeln auf eigene Faust.
Auf dem Burgberg herrschte von Hermann I. (1177 – 1224) an das Geschlecht der Rüdenberger, ehe Johann II. sich in seiner Aufsässigkeit mit den bischöflichen Landesherren anlegte und in Ungnade fiel.
Johanns Landsfriedensbruch und das wirtschaftliche Unvermögen des Burggrafengeschlechtes hatte dazu beigetragen, dass Strombergs Sonderstellung im Fürstbistum Münster schon Beginn des 15. Jahrhunderts praktisch erlosch.
Die Bischöfe lösten das Problem Stromberg auf ihre Weise: Sie übernahmen nun selbst den Titel der Burggrafen und deren Wappen und richteten auf dem Burgberg einen bischöflichen Amtssitz ein.
1780 schlug die endgültig letzte Stunde der Burganlage, als die Reste des Verteidigungssystems auf Befehl des Bischofs Maximilian Ferdinand zerstört wurden.
Nur Reste der ehemaligen Anlage haben sich als Zeugen bewegter Geschichte bis heute erhalten – allen voran der 30 Meter hohe Paulusturm.
Vom hochgelegenen Burgberg bietet sich zudem ein phantastischer Blick auf Streuobstwiesen und Pflaumen-Plantagen an den Hängen und in der leicht hügeligen Kulturlandschaft ringsum, wo nun seit mehr als 200 Jahren die „Stromberger Pflaume“ wächst. Die „Stromberger Pflaume“ ist seit einigen Jahren eine geschütze Ursprungsbezeichnung – damit ist jetzt amtlich, was wir immer schon wussten: das blaue Gold aus Stromberg ist etwas ganz Besonderes!
Alljährlich am zweiten Wochenende im September wird dieses einzigartige Produkt mit dem „Stromberger Pflaumenmarkt“ geehrt.
Texte: © Stadt Oelde – Geschichte Stromberg: © burgdorf-stromberg.de