Wie ein Baudenkmal Schätze bewahrt
Haus Köster-Emden in Altena (Märkischer Kreis) ist Denkmal des Monats Februar des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Bei der Sanierung des Bürgerhauses an der Lennestraße haben Denkmalpfleger:innen und Restaurator:innen einzigartige Baudetails entdeckt, konserviert und erhalten. „Das Beispiel zeigt, wie wichtig ein sensibler Umgang mit dem Baudenkmal ist. Nur so kann wertvolle historische Substanz rechtzeitig erkannt und bewahrt werden“, so LWL-Denkmalpflegerin Danae Votteler.
Restauriert wurde auch der Terrazzoboden aus dem 19. Jahrhundert im Eingangsbereich. Durch die öffentliche Nutzung des Gebäudes, das seit 1975 im Besitz der Stadt Altena ist, war er stark belastet und zeigte Risse und Ausbruchstellen. „Wir konnten einen erfahrenen Steinmetz und Restaurator im Handwerk für die Ausführung gewinnen. Er konnte sogar das passende Steinmaterial für die Mosaiksteinchen identifizieren und als Ersatz eigens aus Italien beschaffen“, so Jürgen Wagner von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Altena.
„Die Besonderheit dieses Bodens, dessen Ornamente und Friese aus vier verschiedenen Steinfarben zusammengesetzt sind, ist die seit der Antike bekannte Herstellungstechnik mit Kalk als Bindemittel und Zusatz von Ziegelschrot. Das feingeriebene Ziegelmaterial verbessert die Eigenschaften, und der Boden erhält darüber hinaus einen angenehm warmen Farbeindruck, der erst nach der Reinigung des tiefsitzenden Schmutzes wieder erkennbar wurde“ so Danae Votteler. Als größte Herausforderung für die Restaurierung nennt sie die Salzbelastung, die in Teilbereichen zur Zersetzung des Kalkmörtels führte. Nach Reinigung und Entsalzung füllte der Restaurator Fehlstellen auf und passte fast 700 neue Mosaiksteinchen ein. Zum Abschluss wurde der Boden mit Leinöl behandelt, aber nicht versiegelt.
Überraschende Entdeckungen machten die Denkmal-Fachleute auch im Obergeschoss. Unterhalb jüngerer Bodenbeläge kam ein historischer Dielenboden mit einer ungewöhnlichen Gestaltung zum Vorschein: „Als Schablonenmalerei wurde ein Muster aus Quadraten und Ornamenten angelegt und eingerahmt, so dass der Eindruck eines Teppichs entsteht. Bislang sind für diese Fußbodengestaltung, die in das 19. Jahrhundert datiert wird, in Westfalen keine Vergleichsbeispiele bekannt“, betont Denkmalpflegerin Votteler. Um den Raum weiter nutzen und die Malerei gleichzeitig erhalten und konservieren zu können, wurde eine zweite Bodenebene eingebaut. Zwei in den aufgeständerten Boden eingelassene Glasscheiben zeigen die einzigartige Malerei und einen jüngeren Bodenbelag.
Vor Beginn der Maßnahmen an der Fassade ergab sich bei Untersuchungen durch eine Restauratorin eine weitere Überraschung: Über dem Holzgesims mit Zahnfries sind die verzierten Konsolen nicht wie angenommen massiv, sondern aus geprägten Zinkblechen hergestellt. „Im 19. Jahrhundert waren solche Fertigteile zur Dekoration an Fassaden oder Dächern, die per Katalog bestellt werden konnten, gar nicht so selten, haben sich aber häufig nicht erhalten“, so Votteler.
Dass die Schätze von Haus Köster-Emden für die Zukunft erhalten werden können, ist aus Sicht der Denkmalpflegerin dem Engagement der Beteiligten zu verdanken: „Sie waren mit viel Einsatz und Liebe zum Detail dabei.“ Gefördert wurden die Maßnahmen durch das Land NRW und die LWL-Denkmalpflege.
Hintergrund: Haus Köster-Emden
Das Gebäude zählt zu den ältesten datierten Häusern in Altena, die nach dem Stadtbrand im Jahr 1702 entstanden sind. Das zweigeschossige Gebäude mit einem hölzernen, weit auskragenden Traufgesims aus dem 19. Jahrhundert wurde 1707 errichtet. Barocke Gestaltungselemente zeigen sich an den reich gestalteten Portalen aus Sandstein und der verzierten Treppe in das Obergeschoss. Das Innere erhielt in den 1880er-Jahren eine qualitätvolle Ausstattung in historistischer Formensprache, wohl durch die Familie Selkinghaus. Aus dieser letzten prägenden Bauphase stammt die Ausgestaltung des Flures im Erdgeschoss mit Wand- und Deckendekoration aus Stuck, Türen und dem Terrazzoboden. Der heutige Name des Bürgerhauses geht auf die letzten Besitzer zurück, bevor die Stadt Altena es übernommen hat. Heute sind hier Büros und Räume der Volkshochschule untergebracht.