A Good Reputation.

Ausstellung zu sehen vom 15. November 2025 bis 1. Februar 2026.

Rosa Aiello, A Good Reputation, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

Was gut ist, wird immer zerstört. Zwischen Innen und Außen befindet sich keine Wand, stattdessen eine Membran: durchlässig, vibrierend, verletzlich. Manchmal gelangt das Licht hindurch, manchmal ein Blick, ein Urteil, eine Einladung. Es gibt Schwellen, an denen wir zögern. Wer ist drinnen? Wer bestimmt, wer eintreten darf? Räumliche Konfigurationen ermöglichen Begegnungen: Türen, die sich nur in eine Richtung öffnen lassen; Korridore, die in Sackgassen enden; gemeinsam genutzte Treppenhäuser; Hauptbahnhöfe. In diesen Räumen – und in den alltäglichen, wiederkehrenden, gewohnheitsmäßigen Begegnungen, die dort stattfinden – nehmen Beziehungen Gestalt an.

Rosa Aiello, A Good Reputation, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

Auch die Kamera bewegt sich durch den Raum und erzeugt ihn zugleich, wendet sich zu, teilt ein, schließt aus und fokussiert. Wieder entstehen aus räumlichen Bedingungen – des Sehens und Gesehenwerdens oder des Unsichtbarbleibens – Beziehungen. Die Kamera ist dabei nicht immer machtausübend. Stattdessen kann sie auch befähigen, bewerten, bewahren oder auch schützen, was sie sieht; vor allem aber enthüllt sie, bringt ihr Motiv ans Licht. Durch die Linse sucht der Blick nach etwas. Er sucht und formt luoghi sensibili – sensible Orte. Er erfährt Scham. Das Anschauen schafft Verletzlichkeit, die Dokumentation offenbart das Vergängliche, und Bewegung verleiht einem schwachen Bild einen Rahmen. In blendendem Licht, im sorgsam gesetzten Schatten, im Überlaufen offenbart sich etwas. Was einst am Rand stand, tritt ins Zentrum. „Wo genau sollen wir uns treffen?“ Es ist lediglich eine Frage der Perspektive, der Position, des Aufeinandertreffens der Blicke, der Infrastruktur.

Rosa Aiello, A Good Reputation, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

A Good Reputation ist Rosa Aiellos erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland und präsentiert ihre bis dato umfassendste Neuproduktion. Neben massiven architektonischen Interventionen, entstehen neue kollaborative und dokumentarische Film- und Fotografiearbeiten in Zusammenarbeit mit Pitt Wenninger, Yutong Su und anderen. Zudem zeigt Laura Langer Malereien und Dylan Aiello entwickelt eine neue Performance in Reaktion auf die Ausstellung.

Theresa Roessler, Westfälischer Kunstverein

Die Ausstellung findet im Rahmen des einjährigen Recherche-, Ausstellungs- und Diskursprogramms The Company We Keep Makes the World We Live In unter der neuen künstlerischen Leitung von Theresa Roessler am Westfälischen Kunstverein statt. Es widmet sich dem politischen undwiderstandsfähigen Potenzial der Freundschaft und versteht diese sowohl als Voraussetzung für produktive Zusammenarbeit als auch Modell für konstruktive politische Beziehungen.

Publikation

Anlässlich der Ausstellung veröffentlicht Rosa Aiello im Januar 2026 eine Publikation bei DISTANZ, Berlin im Rahmen der Reihe Kontext, die neben einem Essay von Yaniya Lee auch Beiträge von Helin Çelik, Beatrice Gibson und Ivana Mladenović enthält.

Biografie

Rosa Aiello (geb. 1987 in Hamilton, CA, lebt und arbeitet in Berlin, DE) studierte an der Städelschule in Frankfurt a.M., DE, 2014–18; der Oxford University, GB, 2010–11 und der McGill University in Montreal, CA, 2005–10, und nahm teil bei den Berlinale Talents, Berlin, DE, 2024. Ihre Filme wurden u.a. gezeigt im Fridericianum, Kassel, DE, 2023; in der Kunsthalle Zürich, CH, 2019; in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt a.M., DE, 2019; im Institute of Contemporary Arts in London, GB, 2017 sowie bei High Line Art, New York City, US, 2015 gezeigt.

Rosa Aiello, A Good Reputation, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

Zu Rosa Aiellos Einzel- und Duoausstellungen zählen u.a.: LOVE TEST: P.O.V., gemeinsam mit Dylan Aiello, Mint, Stockholm, SE, 2024; The All Attractive, Drei, Köln, DE, 2023; Traffic, Kevin Space, Wien, AT, 2022; Caryatid Encounters, Arcadia Missa, London, GB, 2021; Seduction, Lodos, Mexico City, MX, 2019; Joins, gemeinsam mit Patricia L. Boyd, Cell Project Space, London, GB, 2019. Rosa Aiello wurde mit einer Vielzahl von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. Hessische Kulturstiftung (2024).

Weitere Informationen unter: www.westfaelischer-kunstverein.de/