Foreign Trade Store – vom 14. November 2025 bis 1. Februar 2026.


“Concept: basically it’s a shop”


RADAR: zhaoyuefan, Foreign Trade Store, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

Mit Foreign Trade Store nutzt zhaoyuefan den Projektraum zwischen Museum und Kunstverein als Ladenfläche. Lastenregale, Schaufensterpuppen, ein Schild im Fenster und Kisten erinnern an Kleinwarenläden die meist importierte Produkte aus Asien anbieten. Anders als Filialen großer Ketten zeichnen sich diese Orte durch die Persönlichkeit, Individualität und Handschrift der Besitzer:innen aus.


“Before I answer how I came to you, let me tell you how you came to me.”

Durch das Schaufenster von außen direkt zu sehen ist der große Schriftzug Manufactured in China, Made in Germany, (2025) der die oft verschleierte ‚wahre‘ Herkunft von Produkten in globalen Produktionsketten thematisiert. Viele Unternehmen lassen Waren in China herstellen, führen aber der letzten Schliff in Deutschland durch, um sie auch auf europäischen Märkten mit dem Label ‚Made in Germany‘ verkaufen zu können. China gilt deshalb auch (noch) für „westliche“ Unternehmen als kostengünstige ‚Werkbank der Welt‘. Im Zuge dieser Entwicklung entstanden in den 1980er- und 90er-Jahren in China die sogenannten Außenhandelsstellen, in denen Produktionsüberschüsse und Objekte, die nicht für den Export geeignet waren, verkauft wurden. Für die chinesische Bevölkerung boten diese Läden günstigen Zugang zu ‚fremd‘ wirkenden Waren. Mit der Zunahme der westlichen Produktionsstätten in China zur Jahrhundertwende hin haben sich die Läden vor allem zu Billiggeschäften entwickelt.


“See, it seems like I’m talking about many other things but actually talking about myself.”


Gerade diese unerwünschten Waren werden hier zum Ausgangspunkt. Sie nimmt besonders fehlerhafte und unvollständige Erzeugnisse in den Blick, die Abweichungen von Standardprodukten zeigen. Für ihre Arbeit This could be us (after Felix) kaufte die Künstlerin ein Set preisgünstige Hygrometer für das Badezimmer und stellte fest, das diese alle leicht unterschiedliche Werte anzeigen. Dass die in China hergestellten Messinstrumente ungenau arbeiten, erzeugt bei der Künstlerin zugleich ein Gefühl von Nähe und Intimität. Diese besondere Verbindung zu ihrem Heimatland und zu importierten Objekte zeigt sich auch in den handgefertigten Objekte der Künstlerin, die zwischen den maschinell hergestellten Werken ihren Platz im Fanshop finden. Die Textilarbeiten Screenshot (Will my context appear in your dreams?) verbinden persönliche Erinnerung mit Reflexion über Zugehörigkeit und zeigen, wie individuell geprägte Objekte in einem globalisierten Umfeld wirken.

RADAR: zhaoyuefan, Foreign Trade Store, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

In ihrem Ladengeschäft überträgt zhaoyuefan die Frage nach Zugehörigkeit auf den menschlichen Körper: Mit den T-Shirts Ausländer kommt / Ausländer geht zeigt sie ein Kleidungsstück, das in China in den sozialen Medien viral ging. Die stereotypisch westlichen Schaufensterpuppen präsentieren hier die T-Shirts in deutscher Version. Mit der Übersetzung und diesem Transfer verdeutlicht die Künstlerin Humor, Provokation und gesellschaftliche Wahrnehmung kulturell unterschiedlich gelesen werden. Was in China als witzig gilt, kann in Deutschland kontrovers bis problematisch verstanden werden.

Kuratiert von Kiana Tellen

Kiana Tellen, RADAR: zhaoyuefan, Foreign Trade Store, Westfälischer Kunstverein - Foto: Helmut Sonnenhol

Alle Zitate von zhaoyuefan, 2025


Biografie


zhaoyuefan wurde 1992 in Wuhan geboren und wuchs in Peking, China, auf. Seit 2016 lebt und arbeitet sie in Deutschland und der Schweiz. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich fließend zwischen verschiedenen Medien und reagiert spielerisch wie anpassungsfähig auf unterschiedliche Umgebungen. Ausgehend von der Frage „Warum bin ich hier?“, basierend auf ihrer Erfahrung als „legal alien“ im Westen, interveniert sie in Alltagssituationen, de-/rekonstruiert bestehende Objekte und gefundene Bilder und thematisiert sichtbare wie unsichtbare Grenzen von Sprache, Kultur, Identitäten. Ihre Serien von Übersetzungen und Transformationen zeugen alle von den transkulturellen Kontexten, die ihr Leben prägen. Neben ihrer eigenen Praxis ist zhaoyuefan Mitbegründerin des Künstler:iinnenkollektivs Mahjong Friends sowie Teil des von Künstler:innen Verlags Nomad Papaya Books.

Performances

Zu drei Terminen werden befreundete Künstler:innen den Laden in Performances betreiben.

So., 14.12.2025, ab 17 Uhr mit Aaron Nora & Bene Rox
Fr., 9.1.2026, ab 17 Uhr mit Aimei (Haiqing, Nan, Pan)
So., 1.2.2026, ab 17 Uhr mit zhouyefan – shop closing

Das Format RADAR

RADAR ist ein Ausstellungsformat des LWL-Museum für Kunst und Kultur und des Westfälischen Kunstvereins. Gezeigt werden Positionen jüngerer, noch wenig bekannter Künstler:innen, die auffallen und auf dem „Radar“ erscheinen. Die ausgestellten Werke geben Einblicke in aktuelle Arbeitsfelder der Künstler:innen.

www.westfaelischer-kunstverein.de