Miriam Bornewasser.

Ausstellung KIT Kunst im Tunnel vom 22. November 2025 bis 8. März 2026.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

In ihrer Ausstellung restraumraumrest verwebt die Künstlerin und Autorin Miriam Bornewasser Film, Skulptur und Wort zu einer Geschichte des KIT und lässt dabei auch Gedanken zu Resträumen im Allgemeinen einfließen. Diese sind scheinbar nutzlose architektonische Überbleibsel, entstanden durch Bauplanungen und -regeln. Zu finden sind sie – wie der Restraum KIT – zwischen Tunnelröhren, aber auch unter Brücken, neben stillgelegten Bahngleisen oder zwischen Gebäuden.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser und Gertrud Peters. KIT Kunst im Tunnel
v.l.n.r.: Miriam Bornewasser, Kuratorin Gertrud Peters

Der Tunnelrestraum, der seit Februar 2007 jungen Künstler*innen eine Plattform bietet und sie bei der Umsetzung ihrer Projektideen unterstützt, tritt 2026 in eine neue Phase ein. Wie diese aussehen wird – das ist noch Zukunftsmusik.

restraumraumrest. Gertrud Peters. KIT Kunst im Tunnel

Im Hier und Jetzt habe ich für meine Abschluss-Schau mit Miriam Bornewasser eine Künstlerin eingeladen, die ihre inneren Bilder und Worte mit dem Ursprung des Tunnelrestraums, den 19 Jahren KIT, mit 72 Ausstellungen und fast 600 Künstler*innen, verbindet und daraus ein freies Resümee zieht: in Form eines Schrebergartens am Anfang des KIT, einer Film-Installation und eines skulpturalen Ortes unter dem Fenster, der zum Hören von Texten einlädt sowie einer Plastik am Ende des KIT, die einen Wasserfall darstellt.

Gertrud Peters

Schrebergärten werden gemeinhin definiert als Flächen der Erholung, in denen gemeinschaftliches Leben gefördert werden soll. Angelegt aus vielen Einzelgärten, deren Größe und Nutzung streng geregelt ist, bebaut oft mit einer Gartenlaube (maximal 24 Quadratmeter!), ist der Schrebergarten am Stadtrand ein kleiner Hort der Freiheit – im eng gesteckten Rahmen eines Kleingartenvereins, kurz KGV.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

In solch einen eng gesteckten Rahmen hat Miriam Bornewasser für ihren KGV Im Tunnel 1990 36 Gärten mit Zäunen und Lauben gebaut, die die letzten 35 Jahres des Tunnelrestraums widerspiegeln: Die Zeit vor 2006 (dem Jahr des Umbaus) und die Jahre des KIT bis heute. Ausgewählt hat sie dafür die engste Stelle im KIT – ein Ort, der über die Jahre immer wieder von den mutigeren Künstler*innen genutzt wurde. Wir stehen hier und können das Ende nicht wirklich sehen, das Ende, das noch vor den Anfang des Raumes als offizieller Kunstort zurückreicht.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

Miriam Bornewasser startet mit 35 Bauzäunen, die an die Zeit von 1990 bis 2006 erinnern. 1992, noch vor der Eröffnung des Rheinufertunnels für den Autoverkehr, entdeckte die Theatergruppe Kontrapunkt den Tunnelrestraum. Davon zeugen ein Klavier und ein paar Klappstühle hin in einer dieser Brachen, die noch an Provisorien, Staub und Treppenhäuser aus Holz erinnern. Und natürlich auch an das Engagement des Architekten Prof. Niklaus Fritschi, der die Politik davon überzeugte, den Restraum in das KIT umzuwandeln. „Gesagt, getan“, wie es der Architekt in seinen Erinnerungen knapp beschreibt. Ab 2007 hat sich die Künstlerin für je drei bis vier Ausstellungen aus jedem Jahr bis heute entschieden. Aus einer Schau entwickelte sie den Zaun, der die Parzelle umgibt, aus einer anderen die Laube, aus weiteren die Bepflanzung.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

Einige Referenzen restraumraumrest

Das Jahr 2007 ist inspiriert von Christine Rusches Wandmalerei Off Soundings, 2008 von Michael Hofstetters Tempel. Athene Galiciadis The Other Mother steht für das Jahr 2009, Banz & Bohwinkel für 2010.

Das Jahr 2011 ist inspiriert von den Ausstellungen Crossroads und Wiener Glut, die sich belgischen und österreichischen Künstler*innen widmeten, 2012 reflektiert die IMAIKooperation Bilder gegen die Dunkelheit.

Die brasilianischen Künstler*innen der Ausstellung Avante Brasil werden von Marcelo Cidades Addition By Substraction 3 repräsentiert, leere Bilderrahmen spielen auf Die Ausstellung Studierender der KHM Köln von 2014 an.

Terra Incognita, 2015 kuratiert von Dorothee Mosters, lässt Daniel Piaggio Strandlunds Arbeit aufleben; rostige Metallzäune sind inspiriert von Andrey Kuzkins All Ahead von 2016.

Die 36 an leere Paravants erinnernden Rahmen stammen aus der Ausstellung Akademie von 2017, die bunten Vorhänge aus Words Don’t Come Easy von 2018.

Die erste von der DZ Bank geförderte Ausstellung Von mir aus von 2019 wird von Arisa Purkpongs Gerüst dominiert; die 3D-Brille ist der 2020 von Céline Offermans kuratierten Ausstellung Diener zweier Herren entnommen.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

2021 reflektiert desto weiß ich doom zu sein mit Künstler*innen aus Münster, eine gemalte Mauer spiegelt die Scheibitz-Klassenschau von 2022.

Für 2023 wird ein Element aus Ulrike Kazmaiers Arbeit RAW als Idee aufgenommen,
in and we live by the river 2024, ist eine Schrankwand von Mira Mann.

Für 2025 markiert ein Holzgerüst-Zaun die Auseinandersetzung der Künstler*innen mit „Human Work“.

Um weitere Referenzwerke zu entdecken, können wir uns vor der KGV Im Tunnel 1990 auf Sitzgelegenheiten niederlassen und digital und analog in Katalogen vergangener Ausstellungen blättern.

Einige Vorhänge versperren die Sicht auf den offenen Bereich des KIT. Auf zwei der Stoffbahnen, die vage an Baustellenplanen erinnern, sind Projektionen zu sehen. Sie sind mit nicht mehr noch nicht betitelt und laden zur Reflexion über verschiedene Arten von Resträumen und Brachflächen ein. Auf zwei Bahnen lesen wir projizierte fragmentarische Gedichte zu diesen Orten, die andere Projektion zeigt außerdem in Modellen gefilmte Versionen dieser Räume.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

Im Zentrum des KIT ragt die Installation graue Körper wie ein Monument hoch hinauf zum Fensterschacht. An einer Seite offen, findet sich in ihrem Inneren eine Bank. Wir uns dort hinsetzen oder -legen und zuhören. Miriam Bornewasser trägt einen Text vor, der Fragmente enthält zu Tunneln, dem KIT, Ausstellungsräumen und Beton. Dabei manifestieren sich Assoziationen zu vergangenen Installationen an dieser Stätte.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

In die Spitze des KIT hat die Künstlerin einen Wasserfall gebaut: mit hellem Blau und leisem Rauschen schafft Betonrausch eine Verbindung zwischen Natur und dem kühlen Beton des Raumes sowie dem Rauschen des Verkehrs hinter den Tunnelwänden.

restraumraumrest. Miriam Bornewasser. KIT Kunst im Tunnel

Informationen zum Begleitprogramm finden Sie hier: www.kunst-im-tunnel.de.

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