Auf der Weserscholle im Huxarium Gartenpark Höxter wird im August an vier Tagen die moderne Oper „WIDUKIND – DIE OPER“ aufgeführt. Der Kartenverkauf ist gestartet.
Das frühe Mittelalter – eine Welt wie in Tolkiens Mittelerde. Und Widukind war so etwas wie ein Star dieser Zeit. Der Westfalen-Herzog führte die aufständischen Sachsen an im Kampf gegen Frankenkönig Karl. Gemeint ist der Karl, den man später den Großen nannte und zum Kaiser krönte. Er wollte das Sachsenland erobern und christianisieren. Im Zuge der Sachsenkriege ist 775 erstmals in der Geschichtsschreibung von den „Westfalen“ die Rede. Dieses Jubiläum feiert die LWL-Kulturstiftung zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen Lippe mit einem Kulturprogramm „1250 Jahre Westfalen“ – zu den 44 beteiligten Projekten gehört auch „WIDUKIND. Die Oper“.

„Dabei wird die Weserscholle in Höxter zur wohl ersten Open-Air-Opernbühne der Region und zu einem ostwestfälischen Bregenz“, freut sich Madita Alberding, Geschäftsführerin im Huxarium Gartenpark Höxter.
Denn im August erlebt die 2022 in Enger (Kreis Herford) entstandene und vom Publikum gefeierte Widukind-Oper ein Revival in Höxter und weiteren Aufführungsorten. „Was wäre das Jubiläum ohne den ersten berühmten Westfalen Widukind?“, sagt Regine Krull vom Förderverein des Widukind-Museums Enger, die die Gesamtleitung für das Projekt hat. Widukinds sagenumwobene Lebensgeschichte inspirierte zu der Oper, die inhaltlich weit über grausame Schlachten hinausgeht.
Inhalt der Oper
Widukind steht am Vorabend einer Zeitenwende. Der Sachsenherzog erkennt, dass es wenig Sinn haben würde, weiterhin gegen die Übermacht der Franken anzukämpfen und ein endloses Blutvergießen zu riskieren. Mit großem Mut setzt Widukind alles auf eine Karte: den Frieden. Er lässt sich taufen. Was nach einer Niederlage aussieht, erzählt die Oper als Sieg über sich selbst und über die Angst vor dem Neuen. Es kommt zu einem versöhnlichen Handschlag zwischen den Gegnern: einem Handschlag auf Augenhöhe. Die Widukind-Oper ist also mehr als nur ein historisches Epos. Sie ist ein eindrucksvolles Plädoyer für Verständigung und den Sieg der Vernunft über die Gewalt. Das zeigte sich auch abseits der fiktiven Oper in der historischen Realität: Tatsächlich ebbten die Sachsenkriege nach Widukinds Taufe langsam ab.

„Widukind ist ein ganz und gar moderner Mensch. Ein Zweifler, der seine Angst vor dem Neuen und Unbekannten überwindet. Solche Menschen braucht es auch heute“, sagt Autorin und Regisseurin Birgit Kronshage. In Enger, wo Widukind begraben sein soll und ihm ein Museum gewidmet ist, wurde eine Industriehalle zur Kulisse für die Oper, die als Projekt quasi „aus dem Nichts“ entstand. In Höxter wird die Oper draußen aufgeführt- auf einem Hochplateau Weserscholle, das zur Landesgartenschau 2023 entstanden war und mittlerweile vielfach als Eventlocation genutzt wird. Eine technische Herausforderung: „Die Akustik ist natürlich eine ganz andere“, sagt Gesamtleiterin Regine Krull.
Weserscholle als Ort für eine Oper
Die Idee, die Weserscholle als Ort für die Oper zu nutzen, hatte Esther Hünnekens. „Die Aufführung der Geschichte Widukinds und Karls des Großen unter freiem Himmel an der Weser, in Sichtweite des Weltkulturerbes Corvey und des historischen Schlachtfelds am Brunsberg, ist spektakulär“, sagt die Konzertagentin des Detmolder Kammerorchester. Godelheim war tatsächlich im Jahr 775 Schauplatz einer wichtigen Schlacht, bei der Karls Truppen über die Weser gelangten. „Beispiele wie die Bregenzer Festspiele zeigen, welche Möglichkeiten die Stadt Höxter an diesem Aufführungsort hat, um weit über ihre Region hinaus große Strahlkraft zu entfalten“, so Ester Hünnekens weiter.
Nicht nur für Opern-Fans – auch für Opern-Neulinge
Die Aufführungen sind nicht nur etwas für Opern-Fans sondern auch für Opern-Neulinge: „Mir persönlich war es wichtig, eine Musik zu schaffen, die den Menschen Freude bereitet – auch solchen, die ansonsten den Weg ins Opernhaus scheuen“, sagt Komponist Thomas Lotz aus Berlin.
Dazu folgte Lotz dem Prinzip Innovation durch Kombination und vermischte verschiedene Klangwelten: „Die Oper verbindet mittelalterlich anmutende Weisen, (spät)romantische Szenarien, und Anleihen aus Rock-und Popmusik.“ Sopranistin und Seherin Sabine Paßow beschreibt die Musik als „sehr eindringlich und unique“.

Hörprobe
Nachfolgend eine kurze Hörprobe:
Die Widukind-Oper ist ein Projekt abseits der üblichen Theaterbahnen, bei dem das klassische Genre modern interpretiert wird. Die Rolle des Widukind wird bewusst mit einer Frau (der Koreanerin Yewon Kim) besetzt. Die Bad Oeynhausener Break-Dancer „Last Action Heroes“ stellen fränkische Kämpfer dar.

Das Ensemble „Widukind“
Zum Ensemble der etwa zweistündigen Oper zählen 50 Mitwirkende. Arie, Duett und Chorgesang wechseln sich ab mit gesprochenen Passagen, um den historischen Kontext erklären zu können. Als Dirigentin fungiert wieder eine Asiatin: „Die Geschichte des Widukind ist für mich als Koreanerin natürlich zunächst unbekannt. Ich freue mich aber außerordentlich auf die Auseinandersetzung sowohl in geschichtlicher als dann vor allem in musikalischer Hinsicht mit der Vertonung von Thomas Lotz“, sagt Olivia Lee-Gundermann aus Dortmund. „Ein interessanter Stoff mit regionalem Bezug, eine frische neue Musiksprache abseits des Standardrepertoires und das Ganze vor hoffentlich tollem Wetter und traumhafter Kulisse – was will man mehr“, bringt es Orchestermanager Max Gundermann auf den Punkt.
Komponist Thomas Lotz verweist auf den großen Erfolg im Jahr 2022 mit ausverkauften Vorstellungen und zwei Kulturpreisen. „ Nicht wenige der damaligen Besucher wollen die Oper erneut hören und sehen. Sie bekommen dazu Gelegenheit in der phantastischen Kulisse des Weserufers mitsamt seiner berührenden Natur – ganz in der Nähe jenes Ortes, an dem der Namensvetter und späte Nachkomme des Sachsenherzogs, Widukind von Corvey, die Geschichte dieser Zeit im frühen Mittelalter aufgeschrieben hat.“ Mönch Widukind verfasste bekanntlich im 10. Jahrhundert in Corvey die „Res gestae Saxonicae, eine „Sachsengeschichte“.
Thomas Meyer, Bürgermeister in Enger freut sich, dass die Widukind-Oper dank der LWL-Kulturstiftung jetzt sogar auf Reisen geht und ein noch breiteres Publikum erreicht. „Zum Westfalenjubiläum wird die Geschichte der Sachsen um Herzog Widukind wieder in den Fokus gerückt und damit ein wichtiges Stück regionaler Identität in Erinnerung gerufen.“ Und sein Höxteraner Amtskollege Daniel Hartmann ergänzt: „Die Widukind-Oper ist ein ganz besonderes kulturelles Highlight in diesem Sommer auf der Weserscholle, diesem einzigartigen Ort für Kultur, der durch die Landesgartenschau entstanden ist.“

1250 Jahre Westfalen
Das Gemeinschaftsprojekt von Engeranern und Höxteranern wird von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ gefördert. Schirmherr des Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unterstützt wird die Widukind-Oper auch vom Regionalen Kultur Programm NRW, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stiftung Heckenwerth.

Termine und Tickets
Karten für die Aufführungen am 23., 24., 30. und 31. August jeweils um 19.30 Uhr sind online im Ticketshop des Huxarium Gartenparks Höxter (www.huxarium-gartenpark.de/tickets). Tickets gibt es in zwei Preiskategorien für 33 Euro und 43 Euro (vordere Sitzreihen) erhältlich. Stationär gibt es die Karten in der Tourist Info am Höxteraner Bahnhof zu kaufen. Ermäßigt kosten die Karten 30 beziehungsweise 40 Euro (zum Beispiel für Besucher mit Huxarium Dauerkarte, für Schüler, Studierende, Azubis). Weitere Aufführungstermine sind im sauerländischen Schmallenberg (5. September, Stadthalle) und in Enger (6. und 7. September, Aula des Widukind-Gymnasiums) geplant.