Kirche St. Johannes: Schmuckstück im Münsterland wird restauriert

Kirche St. Johannes in Senden-Venne

Die bemalte Renaissance-Decke der Kirche St. Johannes in Senden-Venne ist Denkmal des Monats

Ein wahres Schmuckstück birgt die Kirche St. Johannes in Senden-Venne: eine farbenfroh gestaltete Holzbalkendecke aus dem Jahr 1621. Sie ist das einzige bisher bekannte Beispiel der Renaissance-Malerei in einem Sakralbau in Westfalen. Aufgrund ihres schlechten Zustands beginnen nun nach sorgfältiger Untersuchung durch die LWL-Denkmalpflege-Expert:innen umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen.

Die Pfarrkirche ist der Nachfolgebau einer 1249 erstmals erwähnten Kapelle, die zum Leprosen-Hospital in Münster-Kinderhaus gehörte. Die Holzdecke befindet sich im Kirchensaal und unter der Orgelbühne. Ornamentale und symmetrisch durch eine Kassettierung gegliederte Malereien verzieren die Decke, die insgesamt ca. 125 Quadratmeter groß ist. „Dargestellt sind Kornblumen, Birnen, Äpfel, Wein, Nelken sowie kleine Menschengestalten“, erklärt LWL-Restauratorin Stephanie Keinert. „Das Bildprogramm nimmt Bezug auf die umgebende ländliche Welt am Venner Moor. Die vorherrschenden Farbtöne sind Ocker, Rot, Grün, Blau und Schwarz.“ Die in einer Tempera-Technik vorgenommene Bemalung wurde 1965 freigelegt. Diese Maltechnik, bei der Pigment und ein wässriges (z. B. Glutinleim oder Kasein) sowie ein nicht wässriges Bindemittel (z. B. fette Öle, Harzlösungen) als Emulsion verwendet werden, ist für ihre leuchtenden Farben und lange Haltbarkeit bekannt. Der Prototyp einer natürlichen Emulsion ist das Ei, was ebenfalls in der Vergangenheit in der Malerei Verwendung fand.

Innenraum der Kirche St. Johannes in Senden-Venne
Innenraum der Kirche Richtung Westen.
Foto: LWL-Bildarchiv

Seit 2021 beschäftigen sich Fachleute mit der Holzbalkendecke, die sich in einem kritischen Zustand befindet. Um ein Maßnahmenkonzept zu entwickeln, erfolgten Voruntersuchungen durch Wand- und Gemälderestaurator:innen sowie durch einen Holzschutzgutachter und ein Tragwerkplanungsbüro, die verschiedene Gutachten erstellten.

„Durch das undichte Dach und eintretende Feuchte ist es zu gravierenden Schäden gekommen“, so Restauratorin Keinert. „Pilzbefall und Fraßgänge von Insekten sind am Holz sichtbar. Die Malschicht hat vollflächig eine schlechte Haftung am Untergrund. Wird die Substanz nicht gesichert, werden immer mehr Partien verlorengehen.“ Die Oberfläche ist durch Russ und Staub verschmutzt, partiell liegt ein Schimmelpilzbefall vor. „Zudem wurde eine Belastung mit PCP, Lindan und DDT festgestellt – drei bekannte Vertreter von Altholzschutzmitteln, die bis in die 1980er-Jahre oft eingesetzt wurden und die heute verboten sind“, erklärt Keinert. „Zum Glück ergab die Raumluftmessung eine Konzentration der Schadstoffe unterhalb des Grenzwertes für temporär genutzte Räume, sodass keine Gefahr für Besucher:innen besteht.“

Die Malerei auf der Renaissance-Decke der Kirche St. Johannes zeigt unter anderem verschiedene Blütenformen.
Die Malerei auf der Renaissance-Decke zeigt unter anderem verschiedene Blütenformen.
Foto: Hartmann-von Rüden

Eine herkömmliche Sanierung der Pilzschäden, bei der geschwächtes Holz herausgeschnitten und durch Reparaturstücke ersetzt wird, kommt aufgrund der bedeutsamen Malerei nicht infrage. Stattdessen wurde ein Konzept zur Aufhängung der Decke an einer Hilfskonstruktion entwickelt. „Ein Tragsystem oberhalb der Holzdecke nimmt die auf der Decke lastenden Kräfte aus dem Dach auf“, so Keinert. „Auch die Hauptdachfläche wird ertüchtigt, um eintretende Feuchte zu reduzieren.“

Wegen der Belastung durch Altholzschutzmittel ist ein komplexes Heizkonzept zur Minimierung der Raumluftbelastung notwendig. Die jetzige Beheizung mit Nachtspeicheröfen wird aus energetischen Gründen sowie zum Schutz der Decke zurückgebaut. Da die Kirche nur geheizt werden muss und als Energiequelle nur Strom zur Verfügung steht, ist eine außen aufgestellte Wärmepumpe mit Gebläsekonvektoren geplant.

Für die Restaurierung der Malerei selbst gilt: Die bedeutende Holzdecke soll langfristig erhalten und ihre Ablesbarkeit verbessert werden. Dazu wird sie mit Spezialwerkzeugen gereinigt. „Aufgrund der Wasserempfindlichkeit der Temperamalerei werden die Schimmelpilze nicht mit einer desinfizierenden Lösung behandelt, sondern mechanisch mit verschiedenen Schwämmchen entfernt und abgesaugt“, erklärt Keinert. „Parallel erfolgt eine Malschichtfestigung. Marodes Holz wird ebenfalls gefestigt. Vereinzelte störende Fehlstellen in der Malschicht werden retuschiert.“

Die Restaurierung steht bereits in den Startlöchern: Die Finanzierung der Maßnahmen ist durch verschiedene Fördergeber abgedeckt, die Auftragsvergaben für die einzelnen Gewerke laufen derzeit. Die Kirche St. Johannes ist von außen bereits eingerüstet, um einen Zugang zum Dachgeschoss für den Einbau des Traggerüstes zu schaffen. Ist die Tragwerksanierung beendet, wird im Inneren ein Gerüst aufgestellt. Die Innenarbeiten sollen ab Mai dieses Jahres beginnen und mehrere Monate dauern.

Keinert ist sich sicher: „Wenn die Arbeiten beendet sind und in der Umgebung wieder die Kornblumen blühen und die Apfel- und Birnbäume Früchte tragen, lohnt sich nach einem Spaziergang durchs Venner Moor ein Besuch der Pfarrkirche St. Johannes mit ihrer dann wieder farbenfrohen Renaissance-Decke.“