Ausstellung im Lehmbruck Museum vom 26. September 2025 bis 22. Februar 2026

Mit „Mika Rottenberg. Queer Ecology“ präsentiert das Lehmbruck Museum die bislang umfassendste Ausstellung der 1976 in Buenos Aires geborenen und heute in New York lebenden Künstlerin Mika Rottenberg in Deutschland. Ihr ebenso surreales wie phantastisches Werk besitzt in Europa Kultstatus, gleichwohl sind ihre Ausstellungen hierzulande ausgesprochene Raritäten.

Mit einem feinen Gespür für das Komische im Ernsten führt Mika Rottenberg uns die Arbeitsbedingungen der heutigen Zeit vor Augen und zeigt dabei die Auswüchse unserer Kon­sumgesellschaft. Ihre Kunst lässt uns schmunzeln, irritiert und überrascht uns. Die Ausstellung gibt mit mehr als 30 Arbeiten einen repräsentativen Überblick über ihr Werk der letzten zwei Jahrzehnte: Von begehbaren Video-Installationen, über interaktive Werke, die die Besucherinnen und Besucher selbst betätigen können, bis zu ihren neuesten leuchtenden Skulpturen, den Lampshares.

Für ihre Produktion richtet Mika Rottenberg in ihrem Studio erstmals eine eigene Kreislaufwirtschaft ein: Aus gesammeltem Plastik stellt sie farbige Lampenschirme her und kombiniert sie mit einer invasiven Kletterpflanze, die in den Wäldern von Upstate New York zu einer wahren Plage geworden ist. Mika Rottenberg spielt mit vermeintlichen Gegensätzen und zeigt, dass sowohl das Natürliche als auch das Künstliche schädlich und zerstörerisch und zugleich schön und produktiv sein können.

Mika Rottenberg. Queer Ecology, Lehmbruck Museum - Foto: Helmut Sonnenhol
Mika Rottenberg über die Lampshares

Rottenbergs Werke wirbeln gewohnte Kategorien des Denkens durcheinander. Sie zeigen die Absurdität der Produktion und die prekären Arbeitsbedingungen, insbesondere von Frauen, auf witzige, manchmal bissige und sarkastische Weise, wie etwa in ihrem Schlüsselwerk NoNoseKnows, das 2015 seinen internationalen Erfolg auf der Biennale in Venedig feierte. Hier zeigt Rottenberg Arbeiterinnen einer Perlenzucht in China sowie eine Büroangestellte in einer westlichen Großstadt. Zwei Realitäten und zwei Formen von Arbeit, die unterschiedlicher kaum sein könnten, treffen aufeinander und führen uns vor Augen, dass beide sich wechselseitig bedingen.

Perlenzucht in China

Mit ihrem schier unerschöpflichen Erfindungsgeist kombiniert die Künstlerin Film, Installation und Skulptur zu opulenten Werken. Es entstehen kunterbunte Welten, die uns in ihren Bann ziehen und trotz ihrer Fantastik wohlvertraut sind. Die Künstlerin prägt dafür den Begriff des „Sozialen Surrealismus“: „Die Realität ist so viel absurder als jedes meiner Videos“. Es ist diese außergewöhnliche Kombination aus pointierter Analyse der Gegenwart und surrealem Witz, die Rottenbergs Kunst innerhalb der internationalen Kunstwelt unverwechselbar macht.

Lips

Der Ausstellungstitel Queer Ecology bezeichnet die für unsere Gegenwart charakteristische Überlagerung von Künstlichem und Natürlichem. Er ist ein Plädoyer dafür, die Komplexität der Natur anzuerkennen und von gewohnten menschlichen Annahmen zu befreien. Der Begriff steht für ein neues Verhältnis von Mensch, Umwelt und Technologie. Mit den Mitteln der Groteske gelingt es den Werken Rottenbergs, unser Denken aus festgefahrenen Polarisierungen zu befreien. Sie zeigt, dass nichts an sich „gut“ oder „böse“, zerstörerisch oder produktiv ist. In dieser neuen Freiheit des Denkens öffnen sich Momente des Menschenmöglichen.

Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kunststiftung NRW, der Stadt Duisburg, der Sparkasse Duisburg und der duisport – Duisburger Hafen AG.

Das Flirten mit Funktionalität und Absurdität – oder vielleicht auch Dysfunktionalität – ist gewissermaßen der Kern meines Werkes.

Mika Rottenberg

Biografie Mika Rottenberg

Die Künstlerin Mika Rottenberg wurde in Argentinien geboren und lebt in New York.  

Sie erwarb ihren Bachelor of Arts an der School of Visual Arts in New York und schloss 2004 mit einem Master of Fine Arts an der Columbia University ab. 2018 war sie die Gewinnerin des James Dicke Contemporary Artist Prize des Smithsonian American Art Museum, mit dem Künstlerinnen und  Künstler unter 50 Jahren ausgezeichnet werden. 2019 erhielt sie den Kurt-Schwitters-Preis des Sprengel Museums Hannover.

Mika Rottenberg. Queer Ecology, Lehmbruck Museum - Foto: Helmut Sonnenhol

Rottenbergs Werke befinden sich in zahlreichen bedeutenden Museen und öffentlichen Sammlungen, darunter das Brooklyn Museum, New York; das Institute of Contemporary Art, Boston; das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington DC; das Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk; das Metropolitan Museum of Art, New York; das Museum of Modern Art, New York; das San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; das Solomon R. Guggenheim Museum, New York; das Moderna Museet, Stockholm; die Tate, London; und das Whitney Museum of American Art, New York.

Ihre Arbeiten wurden in wichtigen Institutionen ausgestellt, darunter das Museum of Modern Art, New York, die Biennale von Venedig (2015) und das National Museum of Modern and Contemporary Art, Seoul. Einzelausstellungen hatte sie u. a. im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, im New Museum, New York, im Palais de Tokyo, Paris, im Goldsmiths Centre for Contemporary Art, London, und im Museum of Contemporary Art Chicago.


Lehmbruck Museum, Dr. Söke Dinkla - Foto: Helmut Sonnenhol

Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums:

„Die Werke Mika Rottenberg verführen uns: Sie ziehen uns hinein in Welten, in denen sich das Alltägliche, das Rationale, verbindet mit dem Fantastischen, dem, was sich unserer Vernunft entzieht. Wir erleben eine faszinierende Gleichzeitigkeit von Dingen und Ereignissen, die für uns bisher unvereinbar waren. Wie in einem Brennglas erkennen wir darin unsere heutige Welt. Der Effekt ist überraschend: Wir öffnen uns für Denkweisen, die neu sind und die uns aus einigen der Dilemmata unserer Zeit hinaus führen können. Queer Ecology steht für die Befreiung des Denkens in Gegensätzen. Es ist ein Plädoyer dafür, die fließenden Übergänge wertzuschätzen, die unsere freie Gesellschaft ausmachen.“

Katalog

Der begleitende Katalog mit Texten von Dr. Söke Dinkla, Sophie Haslinger und Heather Davis beleuchtet verschiedene Facetten von Mika Rottenbergs Oeuvre. Durch diverse Werktexte erlangen Lesende ein tieferen Einblick in das Schaffen und die Ausdrucksweise einer Künstlerin, deren faszinierende, surrealen Welten genreübergreifend uns mit der Realität unserer eigenen, hyperkapitalistischen Realität konfrontieren.

180 Seiten, 195 Abbildungen, Preis: 24 €

Begleitprogramm zur Ausstellung

Mehr Informationen zum Begleitprogramm der Ausstellungen können Sie hier abrufen: lehmbruckmuseum.de

Fotogalerie