Ausstellung vom 29. Oktober 2025 bis 8. März 2026 im Kunstpalast Düsseldorf

Von Weihrauch bis Chanel N°5
Die Reise beginnt mit der Jahrtausende zurückreichenden spirituellen und heilenden Bedeutung von Düften in religiösen Zeremonien. Sie führt über die opulente Duftkultur der europäischen Höfe des Barock und den Gestank der Städte im 18. Jahrhundert, wo zugleich das legendäre Eau de Cologne entstand. Mit der industriellen Revolution hielten synthetische Duftstoffe Einzug, die nicht nur Parfüms, sondern auch Seifen, Waschmittel und andere Alltagsprodukte prägten. Im 20. Jahrhundert revolutionierten schließlich Modehäuser wie Chanel mit kühnen Kreationen die Parfümgeschichte. Eine interaktive Duftbar lädt zum Vergleich ikonischer Parfüms von 1889 bis heute ein.

Düfte zwischen Wissenschaft und Zukunft
Dass Düfte unsere Wahrnehmung, das Gedächtnis und sogar unser Wohlbefinden beeinflussen, belegen zahlreiche Forschungsergebnisse. Die Ausstellung macht diese Erkenntnisse erlebbar: Sie präsentiert Duftstoffe, die Aufmerksamkeit steigern und solche, die für Entspannung sorgen. Die Schau stellt außerdem das Molekül Iso E Super vor, das seine Träger*innen attraktiver wirken lässt und als „Duft der Träume“ gilt. Neue Anwendungsfelder im Bereich der Medizin, im Marketing sowie in Virtual Reality Anwendungen zeigen, welche Rolle Gerüche aktuell und künftig noch spielen können.

Der Kunstpalast-Duft – auch für zu Hause!
Wie ein Logo kann auch Duft die Identität einer Institution verkörpern, Inhalte sinnlich vertiefen, Emotionen wecken oder eine markenspezifische unsichtbare Signatur bilden. Anlässlich der Ausstellung hat Kurator Robert Müller-Grünow einen Duft für den Kunstpalast komponiert, dessen Inhaltsstoffe die Offenheit, Experimentierfreudigkeit und Dynamik des Hauses olfaktorisch verkörpern. Die Kunstpalast-Duftkerze bringt diese Atmosphäre auch in die eigenen vier Wände.
Ein Erlebnis für alle Sinne
Mal subtil als Raumduft, mal interaktiv oder punktuell zu einzelnen Werken – stets entsteht durch den Duft und die Verbindung von Kunstbetrachtung und Geruchssinn in dieser Ausstellung ein intensives, emotionales Erlebnis: Die geheime Macht der Düfte eröffnet eine neue Dimension des Museumsbesuchs. Die Schau richtet sich an alle Altersgruppen und verbindet multisensorisches Erleben mit gesellschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Perspektiven. Besucher*innen riechen Geschichte – und entdecken dabei vielleicht auch ein Stück ihrer eigenen.
Kurator: Robert Müller-Grünow, Pionier für Dufttechnologien und Autor des Buches Die geheime Macht der Düfte (Edel Books, 2018).
Wir haben vor zwei Jahren für die NASA einmal den Duft des Weltalls nachgebaut. Das Weltall riecht schwefelig, nach Eisen, also metallisch.
Robert Müller-Grünow
Die geheime Macht der Düfte – ein olfaktorisches Museumserlebnis
Der Mensch besitzt über 400 Geruchsrezeptoren – mehr als genug, um Tausende von Düften zu unterscheiden. Trotzdem wird dem Geruchssinn in der westlichen Kultur oft wenig Beachtung geschenkt. Die Ausstellung Die geheime Macht der Düfte im Kunstpalast rückt ihn nun ins Zentrum: Sie macht die Geschichte des Duftes nicht nur sichtbar, sondern erfahrbar – durch die Nase.
Insgesamt 29 Duftstationen und -räume beleuchten den facettenreichen Einsatz von Düften in Religion, Politik, Kunst, Konsum und Wissenschaft. Gerüche werden dabei nicht nur erklärt, sondern über Riechstationen direkt zugänglich gemacht. Die Verbindung von Kunstwerken und Objekten mit speziell komponierten Duftinszenierungen eröffnet ein sinnliches Erleben.

„Diese Ausstellung ist ein Experiment – und eine Einladung an unser Publikum, die Geschichte des Duftes mit der Nase zu entdecken“, so Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. In der Schau sieht er einen wichtigen Beitrag zur Öffnung des Museums: „Sie spricht neue Zielgruppen an, verbindet Disziplinen und bezieht ein zentrales Sinnesorgan in den Museumsbesuch mit ein, das hier sonst in der Regel zu kurz kommt.“
„Es ist die erste Ausstellung weltweit, die Düfte in dieser Form, diesem Format und Umfang in ein Museum bringt“, ergänzt Robert Müller-Grünow, Kurator und Pionier im Bereich Duft und Dufttechnologie.

Die geheime Macht der Düfte ist integriert in den chronologischen Sammlungsrundgang des Hauses. Wie auch die Sammlungspräsentation mit Mariendarstellungen und anderen religiösen Figuren und Symbolen beginnt, steigt die Erzählung der Geschichte der Düfte mit eben dieser Thematik ein.
Duft und Spiritualität – Zwischen Himmel und Erde
Bereits in frühen Kulturen verbanden Menschen Duft mit dem Göttlichen. In religiösen Ritualen symbolisiert aufsteigender Rauch die Verbindung zwischen Erde und Himmel – ein Bild, das über Jahrtausende hinweg Kulturen verbindet. Von der Myrrhe im Christentum bis zum Adlerholz im Sufismus zeigt die Ausstellung, wie Duft als Brücke zum Transzendenten diente und teils bis heute dient.

Duft als Statussymbol – Sinnlichkeit und Macht
Ob der betörende Zibet-Duft am Hof des 17. Jahrhunderts oder die Parfümstrategien von Versailles: Düfte waren stets auch Zeichen gesellschaftlicher Zugehörigkeit und Macht. Während sich die Elite in duftenden Salons inszenierte, roch es auf den Straßen nach Verfall, Exkrementen und Krankheit. Der feine Duft wurde zum sozialen Unterscheidungsmerkmal – ein Phänomen, das bis in die heutige Markenwelt reicht.
Olfaktorische Erinnerung – Wenn Geschichte riechbar wird
Riechen ist Erinnerung. Ein Duft kann uns in eine Situation aus der Vergangenheit zurückversetzen. In der Ausstellung werden Gerüche rekonstruiert, die mit historischen Ereignissen oder kollektiven Erfahrungen verknüpft sind – von den Abgasen der DDR bis zum beißenden Geruch des Ersten Weltkriegs. Auch der typische „Museumsgeruch“ findet hier seine Bühne: trocken, holzig, staubig – und doch vertraut.


Von der Natur zur Molekülkunst
Ein eigener Abschnitt widmet sich der Geschichte der modernen Parfümerie: Mit der Entdeckung synthetischer Duftstoffe wie Vanillin oder Coumarin im 19. Jahrhundert wandelte sich das Duftdesign grundlegend. Moleküle wie Hedion oder Iso E Super wurden später nicht nur zu Verkaufsschlagern, sondern auch zu Forschungsgegenständen in Neurowissenschaft und Verhaltenspsychologie. Sie beeinflussen nachweislich Sympathie, Vertrauen oder gar erotische Anziehung.
Duft als Identität – von Museen bis Marken
Was sagt ein Duft über ein Haus, eine Marke, eine Person? Mit dem eigens entwickelten Kunstpalast-Duft – komponiert von Robert Müller-Grünow – geht das Museum der Frage nach, wie Geruch als emotionales Kommunikationsmittel wirken kann. „Ein guter Duft erzählt, wofür eine Marke steht – ohne Worte. Der Kunstpalast-Duft ist leise, schafft aber eindrücklich Atmosphäre. Wer das Haus kennt, weiß: das passt“, so Müller-Grünow.
Der Signature-Duft verbindet natürliche Essenzen wie Bergamotte, Zedernholz oder Osmanthus mit synthetischen Komponenten wie Hedion und Iso-E-Super – Moleküle, die laut Studien unterschwellig Vertrauen, Offenheit und Attraktivität kommunizieren.
Auch Marken wie BMW, Telekom oder Eurowings nutzen Duft inzwischen als Teil ihrer Identität – ein Thema, das ebenfalls in der Ausstellung aufgegriffen wird.

Eine Einladung zum sinnlichen Denken
Die Ausstellung Die geheime Macht der Düfte eröffnet einen neuen Zugang zu Kunst, Geschichte und Gesellschaft. Sie lädt ein, gewohnte Wahrnehmungsroutinen zu hinterfragen und andere Sinne zu aktivieren. Manchmal beginnt Erkenntnis nicht mit dem Auge, sondern mit der Nase.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Begleitprogramm u. v. m.: www.kunstpalast.de

