Wie das Lächeln in die Fotografie kam
Präsentation in den Fotoräumen im Museum Ludwig vom 1. November 2025 bis 22. März 2026

Smizing, Squinching, Duckface, Fish Gape, Cheese oder Prunes: Schönheitsideale und Soziale Medien lösen immer schnelllebigere Trends für Porträtfotos aus. Bis zum späten 19. Jahrhundert war das Fotografiertwerden eine Prozedur, die größte Bewegungslosigkeit erforderte, um ein scharfes Bild zu erzeugen, was zu starren und leblosen Gesichtsausdrücken führte.

Smile! Fotografiergesichter
Die Präsentation in den Fotoräumen des Museum Ludwig untersucht, wie sich unsere „Fotografiergesichter“ im Laufe der Zeit verändert haben. Sie bringt anonyme Porträtfotografien und künstlerisch gestaltete Porträts aus dem 19. bis 21. Jahrhundert zusammen zu einer Geschichte des Lächelns.

Smile! Zähne zeigen
Ob wir lächeln, wenn wir wissen, dass wir fotografiert werden, oder nicht, ob wir dabei Zähne zeigen oder nicht, das hängt von gesellschaftlichen Konventionen und der Entwicklung der Fototechnik ab. So beobachtete der Fotograf Josef Janssen 1878: „[…] schon die Zwangslage allein, in welcher sich die Person im Augenblicke der Aufnahme befindet, genügt, sie an der freien Entfaltung ihrer Individualität zu hindern. Sie soll, an den vielgehassten und gefürchteten und doch unentbehrlichen Kopfhalter gelehnt, unbeweglich und unverwandt eine Zeitlang nach einem bestimmten Punkt hinsehen, der dem Auge gewöhnlich nichts zu betrachten bietet. Was anders kann die Folge davon sein, als Starrheit und Leblosigkeit?“

Dass die Menschen, die im 19. Jahrhundert ins Fotoatelier gingen, um sich fotografieren zu lassen, selten lächeln, entsprach aber auch den Wünschen und Konventionen, wie man sich auf einem Porträt zeigen wollte; diese waren abhängig von Klasse, Gender und Kontext. Gefühle gehörten besser ins Private und nicht auf ein Bild.

Smile! Einzug des Lächeln
Für den Einzug des Lächelns in die Porträts des 20. Jahrhunderts spielte die Entwicklung des Stummfilms eine bedeutende Rolle. Die Mimik war es, über die Regungen erzählt wurden. Dafür zoomte die Kamera immer näher an das Gesicht heran. Parallel dazu lässt sich beobachten, dass das Ganzkörperporträt zunehmend abgelöst wurde vom Fokus auf das Gesicht.

Später dann kommt die Werbung hinzu, in der das Glücksversprechen eines Produkts durch das Strahlen der dargestellten Personen kommuniziert wird. Immer höher ziehen sich die Mundwinkel. Eine 2015 erschienene Untersuchung von Schüler*innenporträts aus US-amerikanischen Jahrbüchern konnte belegen, dass das Lächeln seit Anfang des 20. Jahrhunderts kontinuierlich zugenommen hat, wobei Frauen messbar mehr lächeln als Männer. Weltweit lässt sich eine zunehmende Expressivität in der Mimik beobachten. Der Blick in die Modefotografie allerdings zeigt, dass Status und Coolness auch dadurch ausgedrückt werden, wie wenig gelächelt wird. Schon 1927 schrieb der Soziologe Siegfried Kracauer davon, dass sich die Welt – und damit auch der Mensch darin – ein „Photographiergesicht“ zugelegt habe. Die Präsentation im Museum Ludwig will zeigen, dass sich daran bis heute nichts verändert hat. Das Lächeln hat eine Geschichte.







